Scora
    

Das Buch, an dem man gerade schreibt, ist das schwierigste, weil es das beste werden soll.

Das Buch, an dem man gerade schreibt, ist das schwierigste, weil es das beste werden soll.

Das war die Antwort des Horber Dichters Walle Sayer auf die Schülerfrage, welches denn sein schwierigstes Buch war. Wenig später machten die Schüler*innen der AVdual-Klassen (Arbeitsvorbereitung dual) eine ähnliche Erfahrung, denn sie sollten in Workshops eigene Gedichte verfassen.

Vom Fachmann Walle Sayer bekamen sie aber hilfreiche Tipps und wertvolle Unterstützung. Mit Fingerspitzengefühl führte er sie an die Themen „Heimat“ und „Vorbilder“ heran. Durch Impulsfragen wie „An welchem Ort fühlst du dich wohl?“ oder „Welche Eigenschaften bewunderst du an deinem Vorbild?“ vertieften sich die Schüler*innen in ihre Themen. Aus ihren Antworten wurden dann kleine Gedichte mit originellem oder auch sehr tiefgründigem Inhalt. Für einige Schüler*innen ist ihre Heimat weit weg und Deutschland noch nicht zur neuen Heimat geworden. Die Sehnsucht nach der zurückgebliebenen Familie, nach Freunden, nach Gewohnheiten, nach dem traditionellen Essen, nach der Landschaft oder nach dem Meer war in vielen dieser Gedichte spürbar.

Im AVdual können Schüler*innen ihre Berufsschulpflicht absolvieren, den Hauptschulabschluss erreichen und über Praktika und berufspraktischen Unterricht verschiedene Berufsbereiche kennenlernen.

Die Schüler*innen der VABO-Klassen (Vorbereitungsklassen für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) der Hilde-Domin-Schule Herrenberg wurden von Walle Sayer im Rahmen einer Poesiestunde in die Welt des kreativen Schreibens geführt.

Diese Jugendlichen kommen aus mindestens sieben verschiedenen Ländern. Das bedeutet ein buntes Gemisch an Sprachen, Kulturen, Erfahrungen, Alter, Schulbildung usw. Eines haben alle gemeinsam: Sie stehen am Anfang, die deutsche Sprache zu erlernen.

Walle Sayer ließ die jungen Menschen zuerst unterschiedliche Gedichte berühmter Dichter*innen aus ihren Herkunftsländern in ihrer Muttersprache vorlesen. Es war ein Genuss, die Melodien der verschiedenen Sprachen zu hören.

Im Anschluss wurden die Schüler*innen aufgefordert, sich ein Wort aus der deutschen Sprache zu suchen, das ihnen besonders gefällt oder ein Wort aus einem der vorgetragenen Gedichte. Die Jugendlichen machten sich daran, zu erklären, warum ihnen das Wort gefällt und was sie damit verbinden.

Große Worte wie „Treue“, „Macht“ oder „Freiheit“ wurden mit Lebenserfahrung gefüllt, aber auch vermeintlich kleine Worte wie „natürlich“, „bitteschön“ oder „Schatz“ bekamen Hintergrund und Gewicht.

Diese so entstandenen Gedichtmosaiksteinchen wurden von Walle Sayer zu einem Klassenmosaikgedicht zusammengefügt, das sehr bewegend zu lesen ist.

Neugierig geworden auf den Menschen und Dichter Walle Sayer, stellten die Schüler*innen zum Abschluss eine ganze Reihe Fragen, welche Walle Sayer sehr offen und interessant beantwortete.

Auf die Frage, was er mit seinen Gedichten erklären wolle, erläuterte Walle Sayer, dass er beim Schreiben wissen wolle, was in ihm drin sei. Ein Gedicht zu schreiben, sei wie in einen Spiegel zu schauen, man erfahre etwas über sich selbst.

Wichtig für seine Gedichte sei immer das Leben an sich, die Menschen und ihre Schicksale, die Vergangenheit, eben der normale Alltag…, erzählte Walle Sayer.

Und auf die Frage, was sein Traum sei, antwortete Walle Sayer, früher habe er davon geträumt, von seinen Büchern leben zu können und das machen zu können, was er am liebsten mache: lesen und schreiben. Das habe er erreicht und sei zufrieden.

Die Organisatorinnen des Gedichte-Projektes, Sibylle Schorpp, Christine Kegreiß und Nadja Großmann, waren sehr zufrieden und freuen sich, wenn eine Auswahl der Gedichte, nach deren Verfeinerung im Deutschunterricht, bei der Jahresabschlussfeier vorgetragen werden können.

Workshop der Klasse AVdual 2 mit Walle Sayer

Workshop der Klasse AVdual 2 mit Walle Sayer

Workshop der Klasse AVdual 2 mit Walle Sayer

Workshop der Klasse AVdual 2 mit Walle Sayer